Politik

Die Rechtschreibreform

Ein jeder Schüler wird sich fragen, wenn er die Zeitung aufschlägt und etwas über die neue Rechtschreibung liest, warum man dies ändern will. Da hat man doch gerade mal eine Deutscharbeit mit geringem Fehlerquotienten geschrieben und sich einigermaßen mit der Rechtschreibung zurecht gefunden und schon soll etwas geändert werden.

Geschichte der Rechtschreibung

Die heute geltende Regelung gibt es seit 1901. 1902 wurde sie zur Rechtsverordnung. Man wollte eine einheitliche Rechtschreibung. Die Reform soll nun als Erleichterung dienen. Die deutsche Sprache korrekt zu schreiben, sei zu anspruchsvoll. Es gebe zu viele Regeln, die beachtet werden müßten. Deshalb haben sich die deutschsprachigen Länder (Deutschland, Österreich, Schweiz) zusammengesetzt und eine neue Rechtschreibung "ausgebrütet" und diese 1992 als Buch vorgelegt. Besonders Ausnahmen sollen durch die Reform beseitigt werden. Es soll nun neue Regeln geben und außerdem ein Wörterverzeichnis, in dem etwa 12000 Beispiele der Stammschreibungen der gegenwärtigen deutschen Sprache erfaßt worden sind. Außer Fachwörtern, der Umgangssprache oder an Regionen gebundene Besonderheiten sollte man in diesem Verzeichnis alles finden, auch Schreibungen die sich aus einer Neuregelung ergeben. Eine Überarbeitung dieses Verzeichnisses sollte dann im November 94 Grundlage für die dritten Wiener Gespräche werden. An diesem Gespräch nahmen nach Einladung des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst außer Deutschland, Österreich und der Schweiz auch Delegationen aus Belgien, Dänemark, Südtirol, Liechtenstein, Luxemburg, Rumänien und Ungarn teil. Der Vorschlag wurde als bester seit 1901 bezeichnet. Am 13. April 1995 wurde das Regelwerk den zuständigen Behörden in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorgelegt. In Deutschland erhoben jedoch einzelne Politiker Einspruch. Nach heftigen Debatten wurde eine Amtschefskommision beauftragt die noch bestehenden Probleme aufzuarbeiten. Einige veränderte Wortschreibungen wurden danach zurückgenommen und am 1. November 1995 stimmten die deutschen Kultusminister der Neuregelung zu.


Tunfisch oder Thunfisch?

So kann man nun eine ganze Menge neue Regeln finden. Aus "ß" soll nun zum Beispiel "ss" Werden. So wird jetzt aus "daß" "dass" und aus "Kuß" "Kuss". Als weiteres wird es nun auch Wörter mit drei den gleichen Buchstaben hintereinander geben. Man schreibt nun "Schifffahrt" oder "Stofffetzen". Auch die Groß- und Kleinschreibung soll "vereinfacht" werden. Es kommt nun auch dem Artikelgebrauch eine entscheidende Bedeutung zu. Dies führt dazu, daß mehr Wörter großgeschrieben werden: Substantive werden mit Präpositionen nun generell großgeschrieben. Angst, Bange, Gram, Leid, Schuld und Pleite werden nur noch in Verbindung mit den Verben sein, bleiben und werden kleingeschrieben. Groß geschrieben werden nun auch Adjektive, die zum Substantiv gemacht wurden (z.B. "das Letzte", "der Nächste"), Bezeichnungen für Tageszeiten ("heute Morgen"), alle Superlative mit "aufs" ("aufs Größte"), wobei hier auch Kleinschreibung möglich ist, und Farb- und Sprachbezeichnungen ("auf Deutsch"). Zur Getrennt- und Zusammenschreibung kann man sagen, daß man nun mehr Wörter getrennt schreibt. So wird aus "radfahren" "Rad fahren". Wenn hinter Wörtern wie aneinander oder auseinander ein Verb steht, schreibt man sie nun auseinander. Zusammen werden nun alle Verbindungen mit "irgend" geschrieben.
Selbst Fremdwörter, Zeichensetzung und Worttrennung können sich der neuen Regelung nicht entziehen. So sind bei Fremdwörtern die alte und die neue Schreibweise erlaubt. So darf man nun "Spaghetti" oder auch "Spagetti" essen. Oder den "Delphin" darf man nun auch mit "f" schreiben: "Delfin". Dazu kommen noch einzelne Sonderfälle (z.B. das "Portmonee").
Die Zeichensetzung war im Regelwerk von 1901 nicht enthalten. Es gab also nur eine Dudenregelung. Als Neuheit der Zeichensetzung muß man nun nicht mehr Hauptsätze die durch "und" oder "oder" verbunden sind durch ein Komma trennen. Dies soll ebenfalls für Verbindungen mit Infinitiv- und Partizipgruppen gelten. Wenn nach wörtlicher Rede nun ein Fragezeichen oder ein Ausrufungszeichen steht, darf man nun auch ein Komma setzten ("Wie geht es?", fragte er.). Die Regel, die besagt, daß ein erweiterter Infinitiv durch ein Komma abgetrennt wird, entfällt.
Bei der Trennung wird die Regel, daß "st" nicht getrennt werden darf, aufgehoben. "ck" wird beibehalten und geschlossen in die nächste Zeile geschrieben. Andere Wörter dürfen nun auch nach jedem Buchstaben getrennt werden (z.B. U- fer).


Ab wann man sich umzustellen hat

Eigentlich sollten die neuen Regeln 1997 in den Schulen eingeführt werden. Dies wird aber erst ab 1998 möglich sein, da mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung von Deutschland, Österreich und der Schweiz erst im Frühjahr 1996 zu rechnen ist. Es können jedoch auch schon Schulbücher mit der neuen Regelung vor 1998 genehmigt werden. Bis zum 31. Juli 2005 sollen dann alle Schulbücher umgestellt sein, und die alten Schreibweisen nicht als Fehler, sondern als überholt gekennzeichnet werden. Weitere Infos und Beispiele kann man im Internet unter http://www.ids-mannheim.de/pub/reform.html abrufen.

M.W.