Leverkusen

Das indische Grabmal

Nehmt den Mendes das
Kommando. Sie berechnen
nicht, was sie tun.
(frei nach H. Grönemeyer)

Das Fernsehmagazin Focus-TV widmete am 25. März einen längeren Beitrag der indischen Tochter der Informationsverarbeitungsgesellschaft Leverkusen (IVL). Die neue Tochter hatte offenbar mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. So verzögerte sich der Beginn der Tätigkeit, weil die geplanten Büros immer noch eine Baustelle sind.
Inzwischen sind die Verzögerungen finaler Natur. Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes bewies, daß er nicht nur kein Herz für Raser, Alkoholsünder und die Kelly-Familiy, sondern ebensowenig für größenwahnsinnige Stadtväter hat: Die IVL India wird nicht genehmigt.
Die IVL India war von Anfang an sehr umstritten. Vielen Bürgern wollte einfach nicht in den Kopf, daß ein städtisches Unternehmen wie die IVL Arbeitsplätze in Billiglohnländer exportiert. Dr. Mendes Begründung in Focus-TV, dies diene letztendlich den arbeitslosen deutschen Informatikern, dürfte eher Heiterkeit ausgelöst haben.
Rechtlich gesehen hat die IVL India den Rahmen für staatliche Investitionen offenbar gesprengt - der Bereich der Daseinsfürsorge wurde weit überschritten. Daß Antwerpes aber zuschlug, liegt wohl eher an der bundesweiten Publizität. Schließlich lag die Angelegenheit schon Monate bei ihm zur Prüfung vor, doch erst kurz nach der Sendung kam die Ablehnung.
Man könnte jetzt viel über die Macht der Presse und die Mauschelgefahren in Kommunen philosophieren. Viel wichtiger wäre, wenn die Stadt sich in Zukunft nicht als Unternehmer betätigt, sondern im Gegenteil möglichst viele städtische Leistungen privatisiert, die IVL in vorderster Linie. Dann kann sie investieren, wo sie will.
Wer kommt eigentlich jetzt für die erheblichen Vorleistungen der IVL auf? Doch höchstwahrscheinlich so oder so wieder der in letzter Zeit schon arg gepeinigte Steuerzahler.
AWL, Welzenberg-Fiasko, IVL India: 1999 ist die erste allgemeine und direkte Oberbürgermeisterwahl. Wenn Dr. Mende sich nicht vorher in die Privatwirtschaft abseilt, sollte er schnellstens ein paar Gründe schaffen, ihn zu wählen. Sonst geht's ihm wie seinem dieser Tage abgewählten und vorher für unschlagbar gehaltenen Genossen in Nürnberg.

G.D.