Leverkusen

Alle reden vom Fortschritt - wir schauen ihn uns an!

Ein Besuch im Deutschen Museum Bonn

Nachdem sich langsam aber sicher die Weltgeschichte aus Bonn zu verabschieden droht, legt die kleine Stadt am Rhein ihren Ehrgeiz darein, zumindest in der Zahl der Museen pro Einwohner an der Weltspitze zu bleiben. So eröffnete Ende 1995 das Deutsche Museum Bonn als Ableger des Deutschen Museums München. Aber es war nicht nur die solidarische Pflicht der JU Leverkusen, diesem Pfeiler des künftigen Wissenschaftsstandortes Bonn einen Besuch abzustatten - nein, eine wirklich interessante Auswahl der großen technischen Erfindungen, die nicht nur die deutsche Nachkriegsgeschichte entscheidend prägten, ist hier erklärt und dargestellt. Das interaktive Konzept des Museums ist überzeugend. Eingeladen von Kopfhörern, Touch-screen-Computern und Do-it-yourself-Versuchssimulationen kann sich selbst der hartgesottenste Geisteswissenschaftler dem Zauber der Quantenphysik nicht entziehen. Die selektive aber fundierte persönliche Führung durch einen Mitarbeiter des Museums nahmen die gut 20 JU-ler und Sympathisanten darum auch ein wenig ungeduldig hin: alles lud zum Vertiefen, Anhören und Ausprobieren ein, sei es der Miniaturnachbau einer Magnetschwebebahn, die Funktionsweise eines Nierensteinzertrümmerers oder eines Eisbrechers, der Aufbau eines Satelliten oder der Cäsiumechtzeituhr.

Zwischen Eisbrecher und Satelliten

Als Kuriosum am Rande sei ein Triumph für Donaldisten erwähnt: Als erstmals ein gesunkenes Schiff mit Hilfe einer Styroporbefüllung gehoben wurde, konnte diese Idee nicht patentiert werden, da sie bereits in einem Donald-Duck-Heft (hier übernahmen allerdings Ping-Pong-Bälle die Rolle des Styropor) veröffentlicht worden war. Natürlich blieb bei dieser Führung auch manches kritische Wort zur deutschen Technologie- und Forschungspolitik nicht ungesagt. In vielen Fällen wurden deutsche Ideen erst in anderen Ländern ein Kassenschlager - wie zum Beispiel der Wankelmotor für Leichtflugzeuge in den USA oder der Mikrochip in Japan - weil sich deutsche Behörden stur stellten oder deutsche Unternehmer das Risiko scheuten. Sensibilität für das Ungewöhnliche zu entwickeln und ihrer Zeit ein wenig voraus zu sein - das bleiben die großen Herausforderungen für die deutsche Politik im 20. Jahrhundert.
Das Gebäude des Deutschen Museums Bonn war ursprünglich als Schwimmbad konzipiert - eine Anregung für Leverkusen?
Deutsches Museum, Bonn, Ahrstr. 45, Tel. 0228/302-255, Dienstag-Sonntag 10-18 Uhr, Eintritt: 7,-/4,- DM