1. KlassikSonntag mit der Westdeutschen Sinfonia Leverkusen


Archivmeldung aus dem Jahr 2017
Veröffentlicht: 28.09.2017 // Quelle: KulturStadtLev

Den Göttern stahl er das Feuer, um es den Menschen zu bringen; zur Strafe ließ ihn Zeus an den Kaukasus schmieden, wo ihm ein Adler täglich seine nächtens nachwachsende Leber herausriss: Der mythische Prometheus, Lichtgestalt und Märtyrer, ist eine der prominentesten Symbolfiguren einer epochalen „ZeitenWende”. Zumal im Zeitalter der Aufklärung wurde er als heroischer Befreier aus den Fesseln blinden Aberglaubens und despotischer Willkür gefeiert – ein Sujet ganz nach dem Geschmack von Ludwig van Beethoven. Aus seiner 1800/01 entstandenen Ballettmusik zu „Die Geschöpfe des Prometheus” (einem Szenario des Tänzers Salvatore Viganò) stammt die rasch auch selbständig aufgeführte „Prometheus”-Ouvertüre.
Aber auch mit dem Namen Beethoven verbindet sich die Vorstellung einer (musikhistorischen) „ZeitenWende“, zu deren verblüffendsten Zeugnissen die berühmte Sinfonie Nr. 5 c-moll gehört. Aus einem Winzling von Motiv (ta-ta-ta-taa – „so pocht das Schicksal an die Pforte“) erschuf Beethoven eine ganze sinfonische Welt; nachgerade „prometheisch“ erweiterte er die Ausdrucksmöglichkeiten der Instrumentalmusik und ließ Gepflogenheiten der klassischen Musiksprache hinter sich.
Das besagte Viertonmotiv hat der Geiger Joseph Joachim einmal mit „Jo – ach – im – Brahms“ textiert – ein Zeichen der engen kreativen Verbundenheit der beiden Künstler. An Joachim schrieb Brahms im Sommer 1887: „Mache Dich auf einen kleinen Schreck gefasst! Ich konnte derzeit den Einfällen zu einem Konzert für Violine und Violoncello nicht widerstehen, so sehr ich es mir auch immer wieder auszureden versuchte“. Das daraus entstandene Doppelkonzert für Violine und Violoncello a-moll op. 102 – das letzte Orchesterwerk des Komponisten – knüpft, ähnlich wie auch Beethovens Tripelkonzert, an die Tradition der mit mehreren Solisten besetzten Sinfonia concertante an, um sie in romantischem Geist neu zu beleben.
Was ihr denn auch vortrefflich gelingt – zumal wenn zwei gleichermaßen begnadete Solisten auf-einandertreffen. Und hierfür ist bestens Sorge getragen: Die Soloparts liegen in den Händen von Andreas Reiner, dem Konzertmeister der WSL und ehemaligen Primarius des Rosamunde Quartetts, und ihrem 1. Solo-Cellisten István-Alexander Gaal.

Istvàn-Alexander Gaal
Der 1963 in Mailand als Sohn einer deutschen Mutter und eines ungarischen Vaters geborene István-Alexander Gaal erhielt zunächst Klavier-, dann Cellounterricht in Berlin. Nach ersten Wettbewerbs-Preisen bei „Jugend musiziert” studierte er während der Schulzeit bei Prof. Richard Klemm, bevor er 1983 in die Meisterklasse von Prof. Wolfgang Boettcher an der Hochschule der Künste Berlin aufgenommen wurde. Ein Parallelstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien sowie Meisterkursbesuche bei André Navarra und David Geringas ergänzten seine Ausbildung. 1987 gewann er den 1. Preis beim internationalen „Arcaini-Concours” der Accademia Chigiana in Italien und absolvierte die Internationale Musikakademie für Solisten in Hannover. Neben Konzerten und Rundfunkaufnahmen (RIAS-Berlin, SFB, HR) war er bis 1989 als Solocellist des Streichorchesters „Ensemble Oriol” sowie als Aushilfe bei den Berliner Philharmonikern tätig.
Im März 1989 kam er als Erster Solocellist zu den Essener Philharmonikern. Als Solist wie Kammermusiker ist István-Alexander Gaal ein gefragter Cellist, gastiert(e) deutschlandweit sowie in vielen europäischen Län-dern und in Japan, wirkt zudem u.a. seit 1995 als Solocellist bei der Westdeutschen Sinfonia Leverkusen und seit 1999 im Amadeus-Kammerorchester Dortmund und betreut(e) als Mentor die Stipendiaten der Orchesterakademie in Essen.
Im Rahmen der Konzerte der Essener Philharmoniker interpretierte er u.a. die Solopartien in Kabalewskis Cellokonzert Nr. 2, Schumanns Cellokonzert a-Moll, Saint-Saëns’ Cellokonzert Nr. 1, Cellokonzerten von Danzi, Boccherini und Vivaldi sowie in Haydns „Sinfonia concertante“.

Andreas Reiner
Der in Wien geborene und in Eisenstadt, der Heimatstadt Joseph Haydns aufgewachsene Geiger erhielt seine Ausbildung bei Werner Ehrenhofer, Edith Steinbauer und Itzhak Perlman. Sein Talent manifestierte sich ungewöhnlich früh und er spielte sein erstes Solokonzert im Alter von sieben Jahren. Er hat seitdem in fast allen europäischen Ländern, in Nord- und Südamerika und Japan konzertiert. Mit Christian Zacharias, Roger Vignoles, Aci Bertoncelj, Tsimon Barto und Jean-Yves Thibaudet hat er Recitals gespielt. In vielen Konzerten war er der Geiger Heinrich Schiffs im Doppelkonzert von Johannes Brahms.
Von 1984 bis 1990 war er Konzertmeister beim Rundfunksinfonieorchester von Radio Luxembourg, bei den Düsseldorfer Symphonikern, bei Sergiu Celibidaches Münchner Philharmonikern und den Bayreuther Festspielen. 1991 gründete Andreas Reiner das Rosamunde Quartett, dessen Primarius er bis zur Auflösung des Quartetts im Herbst 2009 war. Die Rosamundes spielten bei allen großen Festivals und Konzertreihen, wa-ren für einen Grammy nominiert, erhielten zweimal den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“, den „Diapason d'Or“ und viele andere Preise für ihre CDs auf ECM. Für das von ihm gegründete und geführte Orchester „KlangVerwaltung“ erhielt er einen Echo-Klassik Award für die beste sinfonische Einspielung (Anton Bruckners 4. Sinfonie unter Enoch zu Guttenberg live aus dem Wiener Musikverein). Andreas Reiner unterrichtet Kammermusik an der Folkwang-Universität der Künste in Essen.

Dirk Joeres
In Bonn geboren, studierte Dirk Joeres Dirigieren und Klavier in Berlin, Köln und London sowie Komposition in Paris bei Nadia Boulanger, der Grande Dame der musikalischen Moderne. 1972 gewann er den Ersten Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb in Vercelli und begann eine sehr erfolgreiche pianistische Tätigkeit. Tourneen führten ihn in zahlreiche europäische Länder und in die USA; Festivals wie die Berliner Festwochen, Prager Frühling und das Klavierfestival Ruhr luden ihn wiederholt zu Recitals ein. Daneben etablierte er sich zusehends auch als Dirigent.
1987 wurde er zum Künstlerischen Leiter der Westdeutschen Sinfonia Leverkusen ernannt. Mit diesem Orchester konzertierte er in den großen Sälen, vom Amsterdamer Concertgebouw bis zum Wiener Musikvereinssaal, von der Berliner Philharmonie bis zum Kennedy Center Washington. Nach dem Salzburg-Debüt schrieben die ‚Salzburger Nachrichten’: „Joeres gehört zu jenen Dirigenten, die wissen, wie Musik unmittelbar zum ‚Sprechen’ kommt“. 2000 wurde Dirk Joeres zum Associate Conductor des Royal Philharmonic Orchestra London ernannt; 2007 wurde er dessen Ständiger Gastdirigent. Mit dem RPO und der WSL hat er Tourneen in Europa und USA unternommen und ist bei internationalen Festivals wie Beethovenfest Bonn, Brucknerfest Linz, Budapest, Cheltenham, City of London und Schleswig- Holstein Musik Festival aufgetreten.
Darüber hinaus hat Dirk Joeres erfolgreich neue Präsentationsformen für klassische Musik konzipiert. So initiierte er 2008 in Leverkusen das innovative Konzertformat „KlassikSonntag!“ – eine „hinreißende Offensive in Sachen klassische Musik“ (Kölner Stadt- Anzeiger), die überregional Aufmerksamkeit erregt hat und in zahlreichen Berichten, Features und Interviews von Presse und Rundfunk gewürdigt wurde. Die CD- Ein-spielungen von Dirk Joeres fanden ein hervorragendes Echo in der internationalen Presse; das Londoner ‚Gramophone’-Magazin vergab seinen „Editor’s Choice Award“ für eine Brahms-Einspielung mit der Sinfonia. Seine Schumann-CD mit dem RPO erhielt ebenfalls Top- Bewertungen: „Exemplarische ‚Rheinische’ – eine Referenz- Aufnahme“ (Pizzicato, Supersonic Award). Jüngste Veröffentlichung ist die viel beachtete erste Folge des „Beethoven Today“-Zyklus beim englischen Label Héritage, die neben den (an „KlassikSonntagen“ im Forum Leverkusen aufgenommenen) Sinfonien Nr. 1 und 2 auch eine DVD enthält, auf der Dirk Joeres mit Klangbeispielen in die Werke einführt.

Westdeutsche Sinfonia Leverkusen
Als die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen unter Leitung von Dirk Joeres 1991 ihr Debüt im Musikvereinssaal Wien gab, hob die Presse den „glasklaren klassischen Glanz“ des Klangbildes hervor. Inzwischen hat sich das Orchester Konzertsäle wie das Amsterdamer Concertgebouw, die Berliner Philharmonie, das Londoner Barbican und das Kennedy Center Washington erobert. Gleichzeitig ist die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen auch zu einer festen Größe im rheinischen Musikleben geworden: Neben ihrer eigenen Konzert-reihe in Leverkusen gastiert sie u.a. in der Kölner Philharmonie und der Düsseldorfer Tonhalle.
Seine Gründung im Jahr 1987 verdankt das Orchester einem originellen Konzept: Führende Musiker aus zehn nordrhein-westfälischen Orchestern prägen die Sinfonia. Ihre erste CD-Einspielung erschien 1989, 1990 reiste die Sinfonia erstmals in die USA. 1991 verlieh die englische Fachzeitschrift ‚Gramophone’ einer CD-Einspielung den begehrten „Editor’s Choice Award“ und lobte „superbes Orchesterspiel und ausdrucks-starke, durchdachte Interpretationen“. Das Repertoire der Sinfonia umfasst klassische Schwerpunkte wie sämtliche Beethoven- und Schubert-Sinfonien, die z. Zt. auch für einen CD-Zyklus eingespielt werden, aber auch Wiederentdeckungen und Uraufführungen, etwa beim Beethovenfest Bonn und beim Schleswig-Holstein Musik Festival. Auch bei den Festivals von Bratislava, Budapest, Cheltenham, Ljubljana und London sind Dirk Joeres und die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen wiederholt zu Gast. Anlässlich des WSL-Debüts im Großen Festspielhaus Salzburg (2004) schrieben die ‚Salzburger Nachrichten’: „Das Orchester ist vorzüglich konsolidiert in Spieldiszip-lin und Klangbalance.“ Anlässlich eines Konzerts in der Münchner Phil-harmonie schrieb die ‚Süddeutsche Zeitung‘: „Dirk Joeres gelingt es, die genuin dialogischen Strukturen des klassischen Musizierstils eindringlich hervorzuheben. Die schlank gehaltenen Tempi, wohltuend entschlackt vor allem die langsamen Sätze, und der durchsichtige, fein modellierte Orchesterklang unterstützen diese Intention. […] Konturenschärfen waren auszumachen, die man bei größeren Formationen oft vermisst.“
Die Jubiläumstournee aus Anlass ihres 20-jährigen Bestehens in der Spielzeit 2007/08 führte die Sinfonia u.a. zu erneuten Auftritten nach Salzburg (Festspielhaus), München (Philharmonie am Gasteig) und Köln (Philharmonie). 2012 feierten Dirk Joeres und die WSL ihr 25-jähriges Jubiläum, u.a. mit einem Debüt-Konzert im Palais des Beaux- Arts in Brüssel, einer Spanien-Tournee sowie Auftritten beim Flandern-Festival. Ihre Wintertournee 2015 führte die WSL u.a. nach Linz, Rosenheim und Aachen, begleitet von begeisterten
Kritiken: „Hinreißend musiziert“, „hochdifferenzierte Klangkultur“ – „ein Glücksfall“.

István-Alexander Gaal, Violoncello
Andreas Reiner, Violine
Leitung: Dirk Joeres

Termin:
Sonntag, 8. Oktober 2017
11:00 / 16:30 / 18:00 Uhr

Veranstaltungsorte:
Schloss Morsbroich - 11:00
Gustav-Heinemann-Str. 80, Leverkusen
&
Forum (Großer Saal) – 16:30/18:00
Am Büchelter Hof 9, Leverkusen
Um 13.00 Uhr bietet das Schloss-Restaurant ein Themen-Menü an.
(Tisch-Reservierung erbeten unter Tel. 0214-96 00 45 64)

Karten:
41,50–21,00 € (erm.: 22,50–12,25 €).
Kartenbüro Forum (Tel. 0214-406 4113), an allen bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet (www.kulturstadtlev.de)
sowie eine Stunde vor der Veranstaltung an der Tageskasse
Der Besuch der Matineeveranstaltung ist für Konzertbesucher kostenlos; der Besuch der Orchesterprobe (bei der Teile des Konzerts angespielt werden) ist für alle Interessenten kostenlos! Und natürlich „müssen“ die Besu-cher nicht an allen Etappen teilnehmen – wer nur das Konzert besuchen will, kann dies gerne tun.

Programmfolge des Konzerts um 18:00 Uhr:
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ op. 43
Johannes Brahms (1833-1897)
Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-moll op. 102
Allegro
Andante
Vivace non troppo

- Pause -

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 5 c-moll op. 67
Allegro con brio
Andante con moto
Allegro
Allegro
(Und – wie sonst auch – startet der 1. KlassikSonntag! der Spielzeit 2017/2018 mit einer Matinee und Einführung mit Musik & Gespräch mit Dirk Joeres und Musikern, um 11:00 Uhr im Schloss Morsbroich)


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Kultur
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