Zigeuner-Boxer: Theatersolo von Rike Reiniger

Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel
Inszenierung und Ausstattung: Rike Reiniger
Mit Andreas Kunze

Archivmeldung aus dem Jahr 2015
Veröffentlicht: 25.02.2015 // Quelle: KulturStadtLev

Hans will vergessen, die erste Begegnung mit dem Zigeuner-Boxer Ruki vergessen. Doch er erinnert sich allzu gut daran, wie Ruki ihm in seiner Kindheit einen Apfel schenkte, wie sie Freunde wurden, wie Rukis Boxkarriere begann, wie sich ihre Wege trennten, wie Ruki Deutschlands bester Boxer wurde, wie ihm der Meistertitel wieder aberkannt wurde und wie sie sich in einem Arbeitslager der Nationalsozialisten erneut begegneten. Hans kann nicht vergessen ...
Rike Reinigers Monolog basiert auf der Biografie des sintodeutschen Boxers Johann „Rukeli“ Trollmann. 1933 gewann er die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht, doch einige Tage später wurde ihm der Titel vom Deutschen Boxsportverband wegen „armseligen Verhaltens“ – wegen seiner Freudentränen – wieder aberkannt. Als ein neuer Kampf angesetzt wurde, betrat der „Zigeuner-Boxer“ den Ring mit blond gefärbten Haaren und weiß bestäubter Haut und nahm die Schläge des anderen Boxers deckungslos hin, bis er schließlich k.o. ging … 1944 wurde Johann „Rukeli“ Trollmann im Außenlager Wittenberge ermordet. Erst 70 Jahre später wurde ihm 2003 der Meistertitel wieder zuerkannt.
2011 wurde das Theaterstück mit dem Publikumspreis beim Heidelberger Stückemarkt ausgezeichnet. Am Westfälischen Landestheater hat die Autorin mit dem Schauspieler Andreas Kunze das Stück, das sich mit Fragen über Solidarität, Fairness und Zivilcourage beschäftigt, sehr eindringlich in Szene gesetzt. Die Inszenierung wird im Abendspielplan und für Jugendliche ab 13 Jahren gespielt.
Für diese besondere Geschichte hat die KulturStadtLev einen besonderen Aufführungsort gesucht und im TSV Bayer 04 Leverkusen einen Kooperationspartner gefunden. In Zusammenarbeit mit der Abteilung Boxen wird das Stück in der Trainingshalle aufgeführt.

Es ist der hervorragenden Leistung des Schauspielers Andreas Kunz zu verdanken, dass diese schwere Kost überhaupt verdaut werden kann. Mit feinem Gefühl für sein Publikum versteht er es, sein Spiel an den richtigen Stellen zu takten. Entweder gibt er gestenreich und mit ungewöhnlich variantenreicher Mimik dem Unaussprechlichen Ausdruck. Oder er setzt, sensibel auf die Reaktionen im Publikum eingehend, Pausen, um Zeit zum Atemholen zu geben.
In der Rolle des Hans, eines Freundes Rukelis, erzählt Kunz von den existentiellen Nöten in einer unfreien Gesellschaft. Und das ist ihm so gut gelungen, dass man ihn selbst für einen Zeitzeugen halten könnte. Andreas Kunz mit dieser Rolle zu betrauen kann nur als Glücksgriff bezeichnet werden.“
So das Lob von Jörg Reiners in den Ruhr-Nachrichten vom 27.04.2014.

Andreas Kunz, der als Gastsschauspieler am Westfälischen Landestheater dieses Stück spielt, wirkte bereits während seiner Schauspielausbildung in zahlreichen Produktionen in Köln, Mülheim an der Ruhr, Temeswar (Rumänien) und Remscheid mit. Nach seinem Abschluss 1996 arbeitete er als Gast in Köln u.a. für die Freien Kammerspiele, das Severinsburgtheater oder das Horizont-Theater. Stückverträge führten ihn an das Theater Remscheid, das Landestheater Neuss und das Euro Theater Central in Bonn. Anlässlich des Gastspiels von “Liebesgeflüster” von Rafi Peer erhielt er den Publikumspreis auf dem International Theater and Art Festival in Lahore (Pakistan). Für die Konzeption und Umsetzung eines Hörspiels über Vinicius de Moraes erhielt er den Medienpreis des Landes Baden-Württemberg in der Sparte Hörspiel. Daneben arbeitet Andreas Kunz als Sprecher und Moderator.

Die Autorin des Stückes, Rike Reiniger, arbeitete nach der Schulzeit in einem traditionellen Puppentheater, das den deutschsprachigen Raum bereiste. Sie studierte in Prag (Regie und Dramaturgie für Puppentheater) und Gießen (Angewandte Theaterwissenschaft), inszenierte in der freien Szene Berlins und war Mitbegründerin des interkulturellen Theater-Ensembles Kumpanya. Engagements führten sie an die Landesbühne Sachsen, ans Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen und ans Theater Junge Generation Dresden. Rike Reiniger lebt als Regisseurin und Autorin in Berlin. Für ihr Stück „Zigeuner-Boxer“, UA 23.10.11 am Badischen Staatstheater Karlsruhe, erhielt sie den Publikumspreis des Heidelberger Stückemarktes 2011.

Termine:
Dienstag, 10. März 2015, 19.30 Uhr
und
Mittwoch, 11. März 2015, 10.00 Uhr
Vorstellungsdauer ca. 1 Std.
Im Anschluss an die Vorstellung gibt es ein Publikumsgespräch.

Ort:
Boxhalle der
Herbert-Grünewald-Sporthalle
Marienburger Straße 4

Karten:
7,00 Euro (erm.: 5,00 Euro)
Kartenbüro im Forum (Tel. 0214-406 4113), Stadt-Info im City-Point (Tel. 0214-86 61-111), an allen bekannten Vorverkaufsstellen, über Internet (www.kulturstadtlev.de) sowie eine Stunde vor der Veranstaltung an der Tageskasse


Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

Kategorie: Sport,Kultur
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