Verabschiedung von Rainer Häusler


Archivmeldung aus dem Jahr 2013
Veröffentlicht: 15.07.2013 // Quelle: Stadtverwaltung

Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn hielt anläßlich der Verabschiedung von Rainer Häusler soeben im Rathaus folgende Rede

"Sehr geehrter Herr Häusler,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir verabschieden heute einen Menschen, der zur Stadt Leverkusen gehört wie kaum ein anderer, fast könnte man ihn eine Leverkusener Institution nennen: Rainer Häusler ist Kämmerer seit inzwischen 17 Jahren, war vorher Büroleiter des Oberbürgermeisters, davor im Bereich Organisation und Personalwirtschaft und im Hauptamt. Er steht seit 1964 in Diensten bei der Stadt Leverkusen.

Ich habe ihn übrigens im Hauptamt kennengelernt. Dort war ich als frischgebackener Stadtinspektor eingesetzt und dort habe ich, zusammen mit Herrn Häusler die ersten Organisationsuntersuchungen durchgeführt. Zusammen haben wir in den frühen achtziger Jahren erst das Büro des Oberstadtdirektors und dann das Steueramt auf seine Effizienz abgeklopft. Schon immer arbeitete Rainer Häusler mit großer Akribie und vollem Einsatz. Während meiner Ausbildungszeit in der Organisation irgendwann 1979 durfte ich dann auch mit ihm die Möglichkeiten der Ausgliederung der Stadt aus der damaligen KDZ (Kommunale Datenverarbeitungszentrale) prüfen, was bald darauf dann auch zu ihrer Auflösung führte.

Seinen persönlichen Stil hat er bis heute beibehalten: Er ist eher zurückhaltend, sehr überlegt und ein langfristig strategisch denkender Mensch. Damals trug er übrigens fast immer einen hellgrauen Anzug, oft mit einem blauen Hemd, manchmal mit einem gelbem und immer mit einer Krawatte in der entsprechenden Kontrastfarbe. Ob dieses Blau/Gelb damals ein politisches Statement war oder Understatement modisch, kann er vermutlich nur selbst beantworten.

Überhaupt, die Anzüge: Menschen, die ihn schon als 16jährigen kennengelernt haben, berichten von braven Anzügen mit Pepitamuster, die der junge Herr Häusler gerne trug und dass er damals gerne Skat spielte, auch mal gerne mit in die „Villa Hügel“ auf Partys ging, dabei aber nie aus der Rolle fiel. Später übrigens Schach, das passt nun wirklich zu ihm. Er sei schon damals sehr fleißig gewesen.

Sein Sohn Martin schildert diesen Fleiß in dem gemeinsamen – und im vergangenen Jahr herausgekommenen - Buch „Deutschland stirbt im Westen“ übrigens folgendermaßen:

„Mein Vater ist seit 16 Jahren Kämmerer unserer Heimatstadt. Zu Beginn seiner Amtszeit haben ihn manche für verrückt erklärt, weil er einen solchen Job angenommen hatte, aber es passte zu ihm. Er ist ein Wahnsinniger, ein Workaholic. Einer, dem die Stimmung im Rathaus am hohlwangigen Gesicht abzulesen ist. Einer, der trotzdem in der Regel morgens um 6.30 Uhr im Amt sitzt und seine Arbeit aufnimmt und sich abends noch Akten mit nach Hause nimmt. Das macht er seit ich denken kann. Er ist heute so auf Draht, weil er gemeinsam mit Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn für das Überleben seiner Heimatstadt kämpft.“

Und Rainer Häusler kämpft wirklich, seine Waffen sind Beharrlichkeit und, ja ich glaube man darf das so sagen: Arbeitswut. Denn bei aller Zurückhaltung: Rainer Häusler hat durchaus Temperament und wenn er für eine Sache brennt, dann setzt er sich bis zur Vernachlässigung der eigenen Gesundheit dafür ein.

Nur so haben wir es in den letzten Jahren mit zunehmender Unterstützung der Politik gemeinsam geschafft, unsere Kommunalfinanzen von den Restriktionen des Nothaushaltsrecht zu befreien, nur deshalb hat es Rainer Häusler neben seiner nicht gerade anspruchslosen Tätigkeit geschafft, mit seinem Sohn zusammen ein Buch zu schreiben: Er macht das, weil er für seine Aufgaben brennt, „sich reinhängt“ wie man heute sagen würde. Und wer ihn über so scheinbar trockene Themen wie das Subsidiaritätsprinzip hat reden hören, der weiß, dass es ihn auch wirklich wütend machen kann, wie die föderalistische Ordnung der Bundesrepublik Deutschland immer nur zu Lasten der Kommunen geht. Zumal es immer uns hier vor Ort angelastet wird, wenn wir freiwillige Leistungen kürzen müssen, weil uns die pflichtigen Aufgaben mehr und mehr in unserem Handlungsspielraum einengen.

In dieser Situation bin ich vor rund vier Jahren zum Oberbürgermeister gewählt worden – und bin immer froh gewesen, einen Kämmerer wie Rainer Häusler an meiner Seite zu haben. Ein Mann übrigens, der so viele Querschnittsaufgaben unter dem Dach seines Dezernats versammelt hat wie kaum ein anderer.

Seine hohe Kompetenz wurde auch außerhalb von Leverkusen wahrgenommen, ob es nun in der Tarifkommission auf Seiten der kommunalen Arbeitgeber ist oder in dem stadt- und parteiübergreifenden Aktionsbündnis „Raus aus den Schulden“: Rainer Häusler ist im Laufe der Jahre zu einem bekannten Mann in der kommunalen Landschaft geworden, einer auf den man hört: Wenn er die strukturellen Defizite aufzeigt, die dazu führen, dass viele Kommunen sparen können so viel sie wollen und sich trotzdem nur das Nötigste leisten können – dann zeigt das langsam Wirkung. So hat vor gut einem Jahr das Landesverfassungsgericht in NRW das Einheitslastengesetz für nichtig erklärt. Mit dem Erfolg, dass allein wir hier in Leverkusen in diesem Jahr eine Million Euro an Rückstellungen für diesen Zweck wieder auflösen konnten.

Rainer Häusler ist eine Autorität auf dem Gebiet der Kommunalfinanzen, er hat eine eindrucksvolle Karriere gemacht – und das alles ohne Abitur. Auch das verbindet mich übrigens mit ihm. Rainer Häusler hat 1964 nach der Mittleren Reife als Verwaltungspraktikant bei der Stadt Leverkusen angefangen. Diese Ausbildungsmöglichkeit gibt es heute gar nicht mehr, denn das war kein Praktikum im heutigen Sinne, sondern eine Art Trainee-Stelle, die für die anschließende Ausbildung für den gehobenen Dienst qualifizierte. Heutzutage wären berufliche Entwicklungen wie unsere wahrscheinlich gar nicht mehr möglich. Das ist bedauerlich, denn ich glaube, diese unkonventionellen Karrieren befähigen zu unkonventionellen Problemlösungsstrategien.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wenn ich Rainer Häusler in den Ruhestand verabschieden müsste, stünden jetzt Worte tiefsten Bedauerns an. Jemanden aus dem aktiven Dienst entlassen zu müssen, der so viel Wissen, gute Kontakte und große Reputation hat, hieße einen großen Verlust hinzunehmen. Das brauche ich aber nicht, denn Rainer Häusler will weitermachen. Sie haben es alle schon in der Zeitung gelesen und der Rat hat soeben ja auch beschlossen: Er wird sich in Zukunft gemeinsam mit Gert Geiger um die Reaktivierung der City C kümmern. Das freut mich sehr – und ich bin sicher: Es wird ein Gewinn für Leverkusen sein. Deshalb habe ich ihm den Vorschlag unterbreitet – und Rainer Häusler hat zum Glück angenommen.

Trotzdem bleibt ihm jetzt mehr Zeit für die Familie und Interessen, die er in den vergangenen Jahren vernachlässigen musste: Die Gartenarbeit zum Beispiel. Das gönne ich ihm von Herzen – und ich bin sicher, die Gelassenheit, die er jetzt gewinnt, wird uns am Ende wieder zugutekommen.

Lieber Rainer Häusler,

ich freue mich, über die vielen Jahre so gut und vertrauensvoll mit Ihnen zusammengearbeitet zu haben. Dies sage ich in der Gewissheit, dass es alle meine Amtsvorgänger, die Herren Küchler, Hebbel und Dr. Mende genauso sehen. Und freue mich, dass diese Zeit, mit Ihrem Entschluss die City C zu managen, noch lange nicht vorbei ist. Willkommen im Club der Männer über 65, für die das Rentenalter noch lange kein Grund ist, sich zur Ruhe zu setzen.

Herzlichen Dank im Namen der Stadt Leverkusen, des Rates, aller Gremienmitglieder und auch ganz persönlich."


Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

Kategorie: Politik
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