"Konzentrierteste Leistung" bringt Kantersieg über Leipzig


Archivmeldung aus dem Jahr 2013
Veröffentlicht: 06.01.2013 // Quelle: Handball-Elfen

Hinten, im Tor, da stand Natalie Hagel. Sie hielt alles - und vielleicht sogar noch ein kleines bisschen mehr. Vorne, vor der zunehmend verunsicherten Abwehr des HC Leipzig, da führte Ruta Latakaite-Willig Regie - klug, umsichtig und vor allem ungeheuer effektiv. Sie setzte ihre Nebenleute brillant in Szene, Laura Steinbach im linken Rückraum, Desiree Comans am Kreis oder Geburtstagskind Marlene Zapf auf Rechtsaußen. Gelegentlich flog Naiara Extremado von Linksaußen im Kempa-Stil in den Kreis und drosch den Ball an Nationaltorhüterin Katja Schülke vorbei ins Netz - links oben, rechts unten, egal. Und immer wieder marschierte Kim Naidzinavicius zum Siebenmeter-Punkt, lässig, kühl bis ans Herz verwandelte sie ihre Strafwürfe, sieben von sieben, eine Quote von 100 Prozent. Nicht schlecht für eine 21-Jährige.

Am Ende hieß es im Klassiker zwischen Bayer Leverkusen und dem HC Leipzig 35:26 für die Elfen. Die Zuschauer in der Smidt-Arena tobten. 1800 waren gekommen, Saisonrekord. "Wir haben alle zusammen gekämpft, jede hat für die andere gespielt“, sagte Trainerin Heike Ahlgrimm, sichtlich angetan vom Auftritt ihrer Mannschaft. Sie fand es einfach schön, "zu sehen, was wir können". Abteilungsleiter Andreas Thiel nannte den Sieg vor allem wichtig für das Selbstvertrauen: „Es tut uns gut, dass wir auch mal einen Großen deutlich distanziert haben."

Abwehrarbeit ist normalerweise Trumpf, wenn Deutschlands erfolgreichste Vereinsmannschaften aufeinandertreffen, doch davon war in der ersten Halbzeit zunächst nur wenig zu sehen. Sowohl die Elfen als auch der HC Leipzig hatten nach einer kurzen Abtastphase vor allem offensiv Fahrt aufgenommen, die Führung wechselte munter hin und her, und am Ende wurden nach 30 Minuten einer temporeichen Partie mit einem leistungsgerechten 16:16 die Seiten gewechselt. „Die Abwehr war zu zahm, wir haben den letzten Schritt nicht gemacht“, sagte Heike Ahlgrimm, die das anscheinend auch deutlich in ihrer Halbzeit-Ansprache an die Mannschaft formuliert hatte.

Es folgte nämlich eine bemerkenswerte zweite Halbzeit der Elfen, eine Halbzeit, die Andreas Thiel als „die bislang konzentrierteste Leistung in dieser Saison" zusammenfasste. In der Abwehr legte man nun die nötige Aggressivität an den Tag, offensiv ließen sich vor allem die von ihrem Heimatverein TV Langenselbold unterstützte Kim Naidzinavicius (10/7) sowie Laura Steinbach (7) und Desiree Comans (6) zu keiner Zeit stoppen.

Bereits nach fünf Minuten der zweiten Hälfte und dem 22:17 von Ruta Latakaite-Willig nahm HCL-Trainer Stefan Madsen eine Auszeit. „Wir haben alles versucht, aber es hat nichts geklappt“, sagte der Däne, sichtlich konsterniert vom Verlauf der zweiten 30 Minuten. Ob eine offensivere 3:2:1-Abwehr oder eine kurze Deckung gegen Laura Steinbach und Ruta Latakaite-Willig, die Elfen fanden immer wieder die richtigen Antworten. Und auch zwischen den Pfosten entschied Natalie Hagel das Duell mit Nationaltorhüterin Katja Schülke deutlich zu ihren Gunsten. Leipzig hatte in Regisseurin Maura Visser und Saskia Lang (je 6) seine besten Werferinnen.

Ein bisschen Statistik gefällig? Kim Naidzinavicius führt mit insgesamt 91/37 Treffern weiterhin die Torjägerliste der Handball Bundesliga Frauen (HBF) an, und die Elfen sind in der Tabelle auf Platz fünf vorgerückt.

Das neue Selbstbewusstsein wird die Mannschaft in den kommenden Tagen und Wochen auch brauchen. Bereits am Mittwoch sind die Elfen beim Deutschen Meister Thüringer HC gefordert, und das Team von Herbert Müller steht nach der Niederlage in Frankfurt/Oder und dem Remis bei Frisch Auf Göppingen deutlich unter Zugzwang. „Sie sind angeschlagen“, sagt Heike Ahlgrimm: "Nicht nur deshalb wird der THC ein richtig starker Gegner sein."

Der THC verfügt mit Nadja Nadgornaja, Kerstin Wohlbold und Anja Althaus nicht nur über drei aktuelle deutsche Nationalspielerinnen, sondern hat auch mit Torhüterin Katarina Tomasevic, Linksaußen Mie Augustesen, den Slowakinnen Lydia Jakubisova und Petra Popluharova sowie Ex-Elfe Katrin Engel zahlreiche internationale Topstars in seinen Reihen. „Wir werden am Montag regenerieren und uns am Dienstag dann intensiv auf den THC vorbereiten", sagte Heike Ahlgrimm: "Wir wollen sie definitiv ärgern." Und gerne auch mal wieder zwei Punkte aus Thüringen mit an den Rhein nehmen.

Vor dem Anpfiff der Partie übergaben Elfen-Geschäftsführin Renate Wolf und Abteilungsleiter Andreas Thiel als Paten der Aktion "Handball hilft" einen Scheck über 3000 Euro an die Stiftung Deutsche Krebshilfe. Deren Vorsitzender Hans-Peter Krämer war eigens aus diesem Anlass höchstpersönlich nach Leverkusen gekommen. Als ehemaliger Handball-Bundesligaspieler lobte der Vizepräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes die Leistung der Elfen gegen Leipzig und kündigte sich schon mal für die Play-off-Runde an: "Dann komme ich wieder. Das hat mir großen Spaß gemacht."


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Sport
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