Alter Wein in neuen Schläuchen ist keine Schulreform

Zur Diskussion um Hauptschulschließungen und neue Gesamtschulen
Inhaltliche Verbesserung statt potemkinscher Dörfer

Archivmeldung aus dem Jahr 2010
Veröffentlicht: 20.03.2010 // Quelle: Wirtschaftsjunioren

Jetzt flammt erneut die Diskussion um die Substitution von Hauptschulen durch Gesamtschulen auf. Die Wirtschaftsjunioren Leverkusen/Rhein-Berg fordern, endlich Lehrinhalte statt Wortfassaden zu erneuern und fürchten, dass andernfalls lediglich eine Verschiebung des Grundproblems resultiert und in einigen Jahren die Gesamtschule das Erbe der heutigen Hauptschulen antritt. Jüngste Diskussionen um Ausbildungsfähigkeit von Jugendlichen belegen einmal mehr das eigentlich inhaltliche Defizit.

Mangelnde Anmeldezahlen an Leverkusener Hauptschulen führen derzeit zur Diskussion um etwaige Schließungen und zu einem Wiederaufflammen der vermeintlichen Notwendigkeit einer dritten Gesamtschule. Übrigens nicht nur in Leverkusen.

Schon die Anmeldezahlen an den bestehenden Gesamtschulen lassen da Zweifel aufkommen, ob dies wirklich sachlich begründet ist; erst recht, wenn man bedenkt, wie viele Nachfragen für Gesamtschulplätze aus Leverkusen selbst stammen und damit gegebenenfalls nicht bedient werden konnten. Rechtfertigt das wirklich eine dritte Gesamtschule?

Und Imageproblematiken der Hauptschulen argumentativ ins Feld zu führen, ist nach Meinung der Wirtschaftjunioren schlichtweg unsinnig. „Liegt das Problem nicht eher in den Inhalten und Strukturen als im auf der Schule angebrachten Namensetikett?“, fragen sich die jungen Unternehmer und Führungskräfte der Wirtschaftjunioren. „Die jüngsten Diskussionen um die Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger haben doch wieder einmal gezeigt, dass hier ein inhaltliches Defizit die eigentliche Problematik ausmacht.“

In Bewerbungsunterlagenchecks zum Beispiel, die die Wirtschaftsjunioren vorwiegend an Haupt- und Realschulen durchführen, stellen sie immer wieder fest, dass schon Grundkompetenzen weitgreifend nicht vorhanden sind, sei es ein Mindestmaß an Rechtschreibung oder Ausdruck, oder auch einfache Grundrechenarten wie Dreisatz und Prozentrechnung, um hier nur Beispiele anzuführen. Solange selbst Abiturienten es nicht schaffen, einfachste Dreisätze aufzustellen, zeichnet sich kein wirklicher Wille ab, etwas nachhaltig zu ändern und damit für die jungen Menschen wirklich zu verbessern.

Werden so die Gesamtschulen nicht die Hauptschulen von morgen, die Gymnasien die Hauptschulen von übermorgen sein? Sollen Schüler mit scheinbar besseren Erfolgsaussichten dann gleich auf bis dahin vielleicht so zu nennende Universitärschulen wechseln?

Kann dieses Bildungs- und Erfolgsdefizit wirklich damit begründet werden, dass es sich um Schüler von Haupt- statt Gesamtschulen handelt? Wenn dem wirklich so wäre, sollten wir dazu zurückkehren, dass Ebbe entsteht, weil das Wasser am Rande der Scheibe Erde herunterfällt.

Wenn die Diskussion um die Erfolgsaussichten junger Schulabgänger nicht bald entlang inhaltlicher Probleme diskutiert und verbessert wird, wird sich an der sicherlich schwierigen Realität nichts ändern. Bislang jedenfalls – ob aktuell oder zweieinhalb Jahre zurückliegend – wurde kein einziges Mal inhaltlich diskutiert, sondern lediglich oberflächlich gegeneinander polemisiert, ob mit neuen Schulformen alles besser werde. Weder die eine politische noch die andere politische Seite hat jedoch inhaltlich aufzeigen können, was denn nun konkret inhaltlich verbessert werden müsste.

Selbstverständlich kann dies nicht alleine Aufgabe der Schulverwaltung sein. Hierzu gehören genauso ausbildende Wirtschaft direkt, aber auch Eltern in die Pflicht, denn zu Hause werden immer noch die meisten sozialen Werte vermittelt und vor allen Dingen vorgelebt. Solange aber alles nach dem Prinzip „Alter Wein in neuen Schläuchen schmeckt besser oder verkauft sich zumindest besser“ abläuft, wird sich nicht wirklich etwas für die jungen Leute selbst verbessern.


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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