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"Alarmstufe Rot"

Impfstoffreserve-Bank von Bayer produziert und bevorratet für 14 Bundesländer
Herstellung unter Quarantäne-Bedingungen


Foto Bayer AG In einem Hochsicherheitstrakt in Köln wird der Bayer-Impfstoff gegen die Maul- und Klauenseuche hergestellt. Rund 1,2 Millionen Einheiten stehen für den sofortigen Einsatz in Deutschland zur Verfügung. Klaus Gross kontrolliert die Virusvermehrung.
Foto Bayer AG Sollte der nationale Krisenstab zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche in Deutschland die Impfung von Schweinen, Rindern oder Schafen anordnen, kann die Bayer AG innerhalb von 24 Stunden 100.000 Einheiten an jeden Ort Deutschlands liefern. Eine weitere Million steht innerhalb von fünf Tagen zur Verfügung. Die Chemikanten Freddi Ergün und Jörg Niedringhaus konfektionieren 250ml-Flaschen.
Foto Bayer AG Der Impfstoff, der aus der Kälte kommt: Rund 100.000 Impfstoff-Einheiten des Virusstammes "O1 Manisa" kann Bayer innerhalb von 24 Stunden an jeden Ort der Bundesrepublik liefern. Konzentrat (Foto) für eine weitere Million Impfdosen befindet sich in speziellen Kühlcontainern mit flüssigem Stickstoff. Auch für die anderen elf Virusstämme liegen Reserven auf Lager. Bayer-Mitarbeiter Thomas Siry prüft die ordnungsgemäße Aufbewahrung der Ware.
"Wir haben seit Tagen Alarmstufe Rot. Innerhalb weniger Minuten sind wir einsatzbereit. Wenn ein Bundesland uns um dringende Hilfe bittet, starten unsere Fahrzeuge, um den Impfstoff in die Krisenregion an Ort und Stelle zu bringen", versichert Dr. Tobias Schlapp von der Impfstoffreserve-Bank der Bayer AG in Köln. Als einziger Hersteller in Deutschland produziert und bevorratet das Unternehmen exklusiv für 14 Bundesländer jene Substanzen, die im Notfall die deutschen Tierbestände vor der Maul- und Klauenseuche retten sollen.

Die 60 Bayer-Mitarbeiter sind auf den Krisenfall vorbereitet: "100.000 Impfdosen haben wir für den sofortigen Einsatz. Eine weitere Million bringen wir innerhalb von fünf Tagen an den Start", erläutert Schlapp und öffnet dabei einen jener Container mit 193 Grad Celsius kaltem Stickstoff, in denen hochwirksames Impfstoff-Konzentrat lagert.

Während Kühlaggregate brummen und Nebelschwaden aus dem riesigen Kessel aufsteigen, erklärt der Bayer-Spezialist die aufwändige Produktion. Denn lang ist der Weg, bis aus todbringenden Viren und Zellkulturen ein Impfstoff gewonnen ist, der gesunde Rinder, Schweine und Schafe gegen die Infektion immun macht:

"Da Viren für die Vermehrung eine Zelle benötigen", so Schlapp, "züchten wir letztere in so genannten Fermentern. Dies sind mit einer speziellen Flüssigkeit befüllte große Kessel, die – wie in einem Biotop – den Kulturen optimale Lebensbedingungen bieten."

Ist eine bestimmte Zelldichte erreicht, werden diese mit dem aktiven Virus infiziert. Es beginnt sofort sein zerstörerisches Werk und vermehrt sich in den Zellen rasend schnell, bis diese platzen. Zelllyse nennt der Fachmann diesen Vorgang.

Entstanden ist die so genannte Rohvirus-Suspension. Nun folgen mehrere Arbeitsschritte, bei der durch Filter und Zentrifugen die "Ursuppe" gereinigt wird. Am Schluss steht die Virus-Ausfällung, bei der das reine Virus-Konzentrat als eine Art Paste zurückbleibt. Und noch etwas ist gleich zu Beginn dieser Prozesse geschehen: Das Virus ist nun inaktiviert. Schlapp erläutert: "Wir greifen auf chemischem Weg in die Erbinformation ein und töten somit das Virus ab. Dabei bleibt aber das antigene Prinzip, das zur Immunisierung des Viehs führt, erhalten." Dieses Konzentrat gelangt zur Lagerung in Stickstoff-Behälter, um es im Bedarfsfall zu fertigem Impfstoff zu formulieren. Gleichzeitig laufen zahlreiche Prüfungen ab.

Höchste Reinheit, Produktion unter sterilen Bedingungen in Quarantäne-Räumen, Spezialkleidung, Desinfektionsdusche – so sieht der Arbeitsalltag in der Impfstoffreserve-Bank von Bayer aus. Schlapp zu den Sicherheitsmaßnahmen: "Auch wenn der MKS-Erreger für den Menschen ungefährlich ist, so müssen wir doch die übrige Umwelt vor ihm schützen." Und dazu gehört auch, dass selbst das Abwasser nach dem Gang zum "stillen Örtchen" und dem Händewaschen sterilisiert wird.

Alltag und Alarmstufe Rot in der Bayer-Impfstoffreserve-Bank. Dr. Tobias Schlapp nimmt's mit Gelassenheit: "Im wahrsten Sinne des Wortes: Wir haben hier eine sichere Bank gegen die Maul- und Klauenseuche..."

Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 01.03.2001
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Letzte Änderungen: 01.03.2001